Umbau und Erweiterung
Was macht einen Raum zum Sakralraum? Vielleicht war dies nicht die zentrale Frage, als sich die katholischen Christen der kleinen Diasporagemeinde Grebenau wenige Jahre nach dem Krieg daran machten, mit einfachsten Mitteln und Materialien ihr bescheidenes Gotteshaus am Ortsrand von Grebenau zu bauen.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts war das Gebäude in die Jahre gekommen. Verschiedene Anbauten und Veränderungen im Inneren und Äußeren haben nicht dazu beigetragen, seine sakrale Anmutung zu stärken. Als der Wunsch nach einer Orgel an den mangelnden räumlichen und heizungstechnischen Gegebenheiten zu scheitern drohte, entschloss man sich zum Umbau.
Die drei Maximen der Entwurfsfindung:
1) Die Präsenz der Kirche im öffentlichen Raum soll gestärkt werden.
2) Transzendenz durch Licht – Konzentration auf den Altarraum.
3) Suche nach einem angemessenen architektonischen Ausdruck im Spannungsfeld zwischen Alt und Neu.
Der Bestand wurde ergänzt durch einen präzise geschnittenen, würfelförmigen Sichtbetonkubus, dessen Grundriss sich aus der Kreuzform entwickelt. Die raumgreifende Freitreppe scheint mit Grund und Bauwerk gleichermaßen zu verschmelzen und nutzt den schwierigen Standort zur Steigerung der architektonischen Wirkung. Aus der Masse des Kubus ist in der Eingangsfront plastisch das Element herausmodelliert, das der Kirche ihren Namen gibt: Heilig Kreuz.
Der seitlich angefügte Beichtraum mit seinem warmen Eichenton kontrastiert spannungsvoll mit dem Sichtbeton des Kubus und seinen sandgestrahlten, grünlich schimmernden Glastafeln. Bestand und Neubau sind über eine schmale Lichtfuge voneinander gelöst. Als sinnhaftes Bindeglied zwischen Alt und Neu dient der Taufbrunnen.
Die Lichtführung im bestehenden Kirchenbau wurde umgekehrt und dramatisiert: Die vorhandenen Fenster mussten weichen. Die Sonne strömt nun vom Zenit in den Altarraum, während der Gemeinderaum durch verdeckte Oberlichtbänder von sanftem, diffusem Licht erhellt wird: Das Dach scheint zu schweben.
Die Eigentümlichkeiten der bestehenden Kirche, zum Beispiel die Pfeiler, die mächtigen Ringbalken und Holzbinder werden nicht mehr kaschiert, sondern in ein strukturelles, konstruktives Gefüge so integriert, dass sie ihre drückende Schwere verloren haben. Gleichsam aus dem Boden herauswachsend, gliedern die steinernen Massen von Altar, Ambo und Sedilen den Altarraum.
Die Beschränkung auf wenige, in ihrer Natürlichkeit sichtbar belassenen Materialien (Kalkputz und Sichtbeton für die Wände, sandgestrahlter Kalkstein für die liturgischen Orte, geölte Eiche für Orgel und Ausbauelemente) schaffen Ruhe und unterstützen das Spiel des Lichts. Der geschliffene Kalkstein der Böden zeigt das Leben vergangener Zeitalter in seiner Vielfalt. Wie selbstverständlich fügt sich der figurative Schmuck der alten Kirche in das neue Raumkonzept. Der gesamte Kirchenraum strahlt eine heitere, ruhige Würde aus.